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Wie hat die dankbare Lebenshaltung mein Leben verändert?

Aktualisiert: 14. Aug.



Zur Feier von Bruder Davids Geburtstag haben wir gerne eine Anregung der US Website Welcome to Grateful Living aufgegriffen und eingeladen uns mitzuteilen, wie der Gedanke der Dankbarkeit, die Lebenshaltung dankbares Leben euer Leben beeinflusst oder verändert hat. Nachfolgend ein paar der wunderschönen Antworten...


Ihr Lieben,

hier ein Versuch:


Dankbarkeit - das ist, gar nicht sehr bewusst, eine gewisse Vorzeichen-Veränderung im Hintergrund im Laufe der Jahre. Ein ganz leiser, aber immer wieder auftauchender Ruf, dem „Leben im Geheimnis“, Geheimnis, das tragen will und ausstrahlen, neuerlich mein Spüren zuzuwenden. Umwendung im Hören auf den göttlichen Ruf, das „Hier bin Ich“ zu beantworten mit einem mich innerlich dorthin wieder öffnenden „Hier bin ich“ - das ist ja die Essenz dessen, was uns heute noch immer gar zu ritualisiert als „Buße“ daherkommt und das die umkehrende Herzens-Neu-Öffnung gar zu oft verfehlt. Ritualisiert unter dem Titel „Demut“ auch, der schwächt, wenn die Kraftquelle verborgen bleibt.

 

Die Kraftquelle sind die tiefen Eingeweide Gottes (biblisch-hebräisch: rächäm), die sich einfachhin mütterlich regen und zur Rückkehr (Umkehr: schuv) einladen, sich nach ihr sehnen.

 

Für jemanden wie mich, der ich das Leben nicht sonderlich mag, bleibt diese Umwendung und Neuöffnung meines Herzens eine stete Herausforderung. Dass sie mir im Laufe des Lebens möglich geworden ist, verdanke ich zuerst wohl einer wirklichen Liebe im Mutterleib. Sie hat mir die Fähigkeit geschenkt, sehr lange von einigen wenigen wirklich bis in die Tiefe spürbaren Begegnungsimpulsen zu zehren und (daraus) im Hintergrund eine Beziehung zu diesem unverbrüchlich tragenden, zur Umarmung rufenden Geheimnis aufzubauen - solange, bis hier und da eine gewisse heitere Gelassenheit hervortrat. Und immer neu und weiter, immer wieder einmal „geburtlich“, mit Anfängergeist.

 

Es ist diese Grundausstattung, es sind diese wundervollen Begegnungsimpulse und es ist dieser stetig lockende so oft überhörte Ruf, für die ich zutiefst dankbar bin. Und das heißt: sie als Quellen der Lebenskraft und als Momente der Lebensqualität sogar gegen meine eigene Meinung vom Leben zu begreifen.

 

„ ... Urerfahrungen menschlicher Begegnungen mit dem Geheimnis, ... (die) unendlich weit über das hinaus(gehen), was man in Worte fassen kann. Wir leben mitten im Geheimnis. Das ist wunderschön ausgedrückt durch den Satz des Paulus: >In Gott leben wir und weben wir und sind wir.< In Gott - ...“ (David Steindl-Rast im Gespräch mit Johannes Kaup, Ich bin durch Dich so ich. Lebenswege, Münsterschwarzach ³2019, S. 87. Jener Satz findet sich in der Apostelgeschichte 17, 28, der Areopagrede zu Athen, in der Paulus eine die Religionsgrenzen überschreitende, wenn allfällig auch nicht ganz offene, Verbindung sucht.)


Mit liebem Dank und Segenswünschen

Euer Klaus

Klaus Petersen



Die Perspektive, die Sichtweise auf das Leben, auf mein Leben, hat sich in mir allmählich ziemlich grundlegend verändert.

Ich muss gestehen, es hat eine zeitlang gedauert.

Vor allem hat es gedauert, bis ich nachempfinden konnte, dass es bei der Dankbar-leben-Haltung nicht in erster Linie darum geht, jemandem anderen gegenüber Dankbarkeit auszudrücken (das hat sich allerdings später allmählich von selbst eingestellt), sondern vor allem darum, die Empfindung von Dankbarkeit überhaupt in mir spüren und zulassen zu können.

 

Geholfen hat mir dabei sehr, in den Dankbar-leben-Gruppen immer wieder Menschen zuzuhören, wie sie darüber erzählt haben, worüber sie in ihrem Leben gerade Dankbarkeit spüren können.

Bei manchen dieser Erzählungen war mir, als ob etwas Starres in mir schmelzen konnte. Bei anderen Erzählungen war mir, als ob etwas Festes, Beengendes in mir aufgesprengt würde. Andere Erzählungen haben mich sehr berührt, andere haben mich sehr erstaunt und beeindruckt. Worüber Menschen fähig sind, Dankbarkeit zu spüren und das auch noch mit anderen Menschen zu teilen!

Mehr und mehr konnte ich mich davon berühren lassen. Und mehr und mehr konnte sich meine eigene Dankbarkeit mir zeigen und sich in mir ausbreiten.

Mir bis dahin sehr vertraute Gefühle wie Frustration, Schwere, auch Lebensmüdigkeit  haben über viele Monate, einige Jahre hindurch  weniger und weniger Platz in mir eingenommen. Statt dessen haben sich öfter Zufriedenheit, das Gefühl von Leichtigkeit und auch Lebensfreude in mir breit gemacht.

Fairerweise muss ich sagen, dass ich nicht weiß, welche Wirkung die Dankbar-leben-Gruppen auf mich gehabt hätten, wenn ich nicht schon davor Jahrzehnte lang „an mir gearbeitet“ gehabt hätte.

Aber zu dem Zeitpunkt in meinem Leben, wo ich auf die Dankbar-leben-Gruppen gestoßen bin, haben sie mir ermöglicht, meine Sichtweise auf das Leben, meine Einstellung zum Leben und meine Empfindungen dem Leben gegenüber Schritt für Schritt maßgeblich und in eine sehr erfreuliche Richtung zu verändern. Und dafür kann ich jetzt sehr intensiv Dankbarkeit in mir spüren - und diese sehr gerne mit euch allen teilen.


Mit ganz lieben Grüßen,

Heide



Auf der Zugfahrt heute am Morgen las ich etwas, das ganz tief in mich einfuhr. Darum noch eine zweite Notiz zum Thema. Da erzählte Arik Brauer von seiner Schwiegermutter Naemi:

 

„Naemi war Analphabetin, aber sie konnte im Kopf dreistellige Zahlen multiplizieren und lange Additionen ausrechnen. In | der Einschätzung von Personen und Situationen war sie geradezu unfehlbar, eine Fähigkeit, die manchmal fast prophetische Dimensionen hatte. Als ihr Mann einmal unterwegs nach Tiberias war, wachte sie mitten in der Nacht auf, nahm ein Taxi und fuhr ihm nach. Gegen Mittag fand sie Jachiel gefesselt in einer Schlucht liegen. Räuber hatten ihn überfallen und zum Sterben liegen gelassen. Man überlebt im August ohne Wasser nicht lange in der Sonne.

 

Wieso konnte Naemi wissen, was sich in 150 Kilometer Entfernung abgespielt hatte? Wenn etwas Außergewöhnliches geschieht, für das wir keine Erklärung wissen, dann werden flugs Begriffe wie Wunder und überirdische Kräfte strapaziert. Die Wunder-Sucht scheint eine Art Menschenrecht zu sein. Tatsächlich aber haben wir auch für das Alltägliche keinerlei Erklärung, da unser Wissen immer dort aufhört, wo es um den Ursprung geht. Man sollte alles oder gar nichts Wunder nennen.“

(Arik Brauer, Die Farben meines Lebens. Erinnerungen. Ergänzte Neuausgabe Wien ²2022, 158-160.)

 

... alles oder gar nichts Wunder ... : Da ist ein ganz feiner, geradezu un-erhörter Scheidepunkt dazwischen, dieser Moment der Liebe oder aber Nicht-Liebe - aus Dankbarkeit oder aber Leere / Gleichgültigkeit / Abwehr, der es entscheidet, alles entscheidet, (dankenswerter Weise) immer wieder neu. Und plötzlich ist es SO ein Unterschied ... :


„Schläft ein Lied in allen Dingen,

die da träumen fort und fort,

und die Welt hebt an zu singen,

triffst du nur das Zauberwort.“


(Joseph von Eichendorff)

 

Bleibt gesegnet,

von Herzen,

Euer Klaus


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