Aus „Musik der Stille“: Kapitel Sext - Inbrunst und Hingabe

Darin erinnert sich Br. David, dass das Angelusgebet zu Mittag speziell als Gebet für den Frieden vorgesehen war:

„[…] Die Mittagsglocken waren eine spezielle Einladung für den Frieden zu beten und sich zu verpflichten, andere liebevoll zu behandeln. […]

Das Gebet ist keine Bestellung, die wir aufgeben und von der wir erwarten können, dass sie ausgeführt wird. Das Gebet heißt, sich auf das Leben der Welt, auf die Liebe einzustimmen, auf die Kraft, die Sonne, Mond und die Sterne bewegt. Wir können unser Herz dem TAO des Alls verschließen. Wenn wir das tun, reißen Entfremdung und Friedlosigkeit die Welt auseinander. Wenn wir uns aber auf den Lebensfluss und auf unseren Lebensatem einstimmen, gelingt es uns, sogar in einer entfremdeten und zerrissenen Welt friedlich zu leben.Daraus entspringt unser persönlicher Beitrag zu einer friedlichen Welt. Im selben Maß wird auch die Welt friedlicher. Gott wirkt in uns und durch uns. [...] Es geht nicht darum, was unser Gebet bei Gott bewirkt, sondern wie wir selbst durch die Begegnung mit Gott im Gebet verändert werden. […] Für den Frieden beten setzt den Glauben voraus, dass der Frieden bei uns beginnt und dass wir uns auf Friedfertigkeit einstimmen. [...]

Letzen Endes gibt es dort, wo Liebe ist, eigentlich nur Gebet. Wenn wir das Herz am rechten Fleck haben und es vor Liebe überfließt, wird alles zum Gebet.“

David Steindl-Rast OSB, Musik der Stille, 2023, S. 96ff.