Abendrot
Abendrot
Hymne auf das Große Lied (anderer Ausschnitt, vgl. 2023/12)
„Es gibt wirklich nur ein Lied, und das ist das Große Lied, das kosmische Lied. Es ist das Lied, das alle Dinge, unsere Tiere, unsere Pflanzen und unsere Menschen aus tiefstem Herzen singen.
Jedes Lied, das ein Mensch mit seiner Stimme singt, ist nur ein Ausdruck dieses einen großen Liedes, das von Anfang an da ist und nach dem Ende da sein wird.
Das große Lied, der große Klang kommt aus der Stille – oder es ist nicht das Große Lied.
Wenn man tief in die Stille hineinhorcht, entdeckt man das Lied.
...
Rainer Maria Rilke spricht über den Wandel, der sich ständig um uns herum vollzieht, er sagt:
Wandelt sich rasch auch die Welt
wie Wolkengestalten,
alles Vollendete fällt
heim zum Uralten.
Über dem Wandel und Gang,
weiter und freier,
währt noch dein Vor-Gesang,
Gott mit der Leier.
Nicht sind die Leiden erkannt,
nicht ist die Liebe gelernt,
und was im Tod uns entfernt,
ist nicht entschleiert.
Einzig das Lied überm Land
heiligt und feiert.
...
Jeder von uns ist aufgerufen, zu diesem großartigen Lied zu werden, das aus der Stille erwächst.
Je mehr wir uns darauf einlassen, je mehr wir diese Stille erleben, desto besser werden wir in der Lage sein, dieses großartige Lied zu erkennen."
Auszug aus der Transkription/Übersetzung des Videos Hymn to The Great Song (2016).
Entnommen aus der Bibliothek David Steindl-Rast OSB
Gedicht: R. M. Rilke: Sonette an Orpheus Teil 1, XIX