




A: Als Menschen liegt unsere höchste Aufgabe darin, alles was es gibt, zu rühmen, sagst du. Gilt das auch für das Leiden, das Sterben und die Vergänglichkeit?
Br.D: Rilke hat die Frage zum Schweren im Leben selber eingehend in einem Brief beantwortet, in welchem es letztlich um Lebensvertrauen geht:
Möge das Leben Ihnen aufgehen, Tür um Tür; mögen Sie in sich die Fähigkeit finden, ihm zu vertrauen, und den Mut, gerade dem Schweren das meiste Vertrauen zu geben. Jungen Menschen möchte ich immer nur dieses eine sagen … - dass wir uns immer an das Schwere halten müssen; das ist unser Teil. Wir müssen so tief ins Leben hineingehen, dass es auf uns liegt und Last ist: Nicht Lust soll um uns sein, sondern Leben …..
Was von uns verlangt wird, ist, dass wir das Schwere lieben und mit dem Schweren umgehen lernen. Im Schweren sind die freundlichen Kräfte, die Hände, die an uns arbeiten. Mitten im Schweren sollen wir unsere Freuden haben, unser Glück, unsere Träume; da, vor der Tiefe dieses Hintergrunds, heben sie sich ab, da sehen wir erst, wie schön sie sind. Und nur im Dunkel der Schwere hat unser kostbares Lächeln einen Sinn; da leuchtet es erst mit einem tiefen, träumenden Licht, und in der Helligkeit, die es für einen Augenblick verbreitet, sehen wir die Wunder und Schätze, von denen wir umgeben sind.
Br.D.: Immer, wenn wir uns mutig der Weite des Lebens zuwenden, ……… sagen wir „Ja“ zum Leben in seiner ganzen Fülle. Offensichtlich meint Rilke mit rühmen nicht so sehr den Lobpreis Gottes mit Hymnen und Liedern, sondern vor allem die Lebensfreude. Die erreichen wir in einem Dreischritt:
Lebensvertrauen ist die Grundlage.
Ihr entspringt der Lebensmut.
Und dieser blüht auf in Lebensfreude.
Dankbare Lebensfreude selbst ist schon Rühmung.
aus: David Steindl-Rast und Alexandra Kreuzeder „HerzWerk“, Tyrolia Verlag, Innsbruck 2025 S.35/36/37