Der geplante Wandertag am 15. April kam witterungsbedingt nicht zustande. Dennoch trafen sich einige zum Treffen auch ohne Wanderung. Dafür war das Wetter eine Woche später am 22. April nahezu ideal: frühlingshaft und wunderbar sonnig durften wir Reichenau und Umgebung wandernd erschließen.
Samstag, 15. April 2023
Ein tagelanger Regen erlaubte uns nicht, die vorgesehene Runde zu gehen. Dennoch traf sich eine kleine Gruppe Unentwegter, die den Termin trotz schlechter Witterung zu einem Zusammensein nutzen wollten.
Wanderung war es also kaum, wozu wir uns trafen. So führte der erste Weg direkt zum Gasthaus Flackl, um erst einmal gemütlich zu schmausen und dann doch ein paar Schritte in die Natur zu wagen. Weit war es nicht, die Natur begrüßte uns trotzdem mit frischen Trieben und Frühjahrsduft.
Unweit des Gasthauses Flackl hatten Siegrid und Walter bei sich zuhause einen liebevoll gestalteten Sitzkreis vorbereitet, wir versanken in den gemütlichen Sofas und eine wunderbare Stille breitete sich aus – da gab es nichts anzuleiten oder einzuführen.
Bruder David verbrachte seine Volksschulzeit in der Prein, direkt neben Reichenau, genau gesagt in Dörfl, und ich erinnerte mich, dass er über seine Erlebnisse am Preinerbach u.a. auch in seinem Buch Die Achtsamkeit des Herzens geschrieben hatte.
Wir saßen also ein paar Minuten schweigend, bis ich die Stille dann doch durch diesen wunderbaren Text (der unter SCHLÜSSELBEGRIFFE in der Online Bibliothek David Steindl-Rast OSB unter dem Begriff Sinne und Kind werden zu finden ist) von Bruder David beendete:
„Kind werden will geübt sein. Wir müssen nur irgendwo anfangen, und heute noch. Vielleicht sollten wir unsere geistige Ernährung aufbessern, etwa mit einem Gedicht pro Tag. Oder wir könnten es uns leisten, täglich fünf Minuten lang etwas anzuschauen, ganz gleich was, nur einfach um der Freude des Anschauens willen. Ein Museum erlaubt uns das, wenn wir nicht im Studieren steckenbleiben. Freilich, wir dürfen und sollen Museen auch zum Studieren benützen. Noch wichtiger ist aber, dass wir lernen, darüber hinauszugehen; dass wir die reine Freude des Anschauens lernen. Und dazu bedarf es gar keines Museums.
Wir Kinder kannten ein Weidengestrüpp am Preinerbach, das wir Bachmuseum» nannten. Nach jedem Wolkenbruch schwemmte dort das Wasser neue Sehenswürdigkeiten an. Da war ein rostiger Vogelkäfig, halb im Sand vergraben. Ein lederner Stiefel mit Löchern in der Sohle lag halb im Wasser. Noch grüne Äpfel schwammen wieder und wieder im Kreis in einer seichten Bucht. Und Fetzen von einem gestreiften Hemd hingen im von der Strömung kahlgespülten Wurzelwerk.
Stundenlang konnten wir da auf dem Schulweg am Bachrand stehen und schauen.“
Quelle: Die Achtsamkeit des Herzens: Durch die Sinne Sinn finden (2021), S.35.
Dieser Text also holte in unserem anschließenden Spiraldialog die wunderbarsten Kindheitserlebnisse hervor, eine Geschichte berührender als die andere. Gemeinsam tauchten wir in eine verzauberte Stimmung ein.
Erfüllt von dieser doch so anderen Welt der kindlichen Sinne und bestärkt in unserer gemeinsamen dankbar leben - Welt gingen wir wieder auseinander. Wie schön, dass es immer wieder Interessierte gibt, die auch bei schlechtem Wetter keine Mühen scheuen, Gleichgesinnte zu treffen, um sich über „dankbar leben“ auszutauschen!
Text verfasst von: Claudia
Samstag, 22. April 2023
Dieser Samstag war unser Ersatztermin, wo dann doch eine echte Wanderung stattfinden sollte, da gutes, ja wunderbares Frühlingswetter angesagt war und unsere Mitwandernden die herrliche Reichenauer Landschaft mit verschneiter Rax im Hintergrund und blühenden Obstbäumen genießen sollten.
Das Thema blieb dasselbe: Sinne und Kind werden.
Wir starteten zu acht vom Bahnhof Payerbach/Reichenau bei prächtigem Wetter gleich hinauf auf die Sonnenpromenade – einen wunderschönen Höhenweg, den Blick immer in Richtung Rax.
Bei der ersten kurzen Rast verzauberten uns die weißen Blütenblätter von den vielen blühenden Obstbäumen, die der Wind wie Schneeflocken vor uns tanzen ließ.
Wir wanderten über das Schneedörfl einige Kilometer bei dem geschichtsträchtigen Thalhof, der Rudolphsvilla, der Kirche und dem Schloss Reichenau vorbei durch die Straßen in Richtung Gasthaus Flackl. Alle kannten dieses Seminarhaus aus früheren Zeiten, in dem wir unseren Hunger stillten.
Neben einem kleinen Brückerl im Wald war dann der richtige Platz, um den schönen Text, der tags zuvor Robert zugeflattert war, vorzulesen. Am 22. April wird jedes Jahr der Tag der Erde begangen, was wir im wahrsten Sinn des Wortes somit taten.
Und dann ging es, jetzt schon auch den Schneeberg im Blick, weiter zur Kletschkahöhe.
Mit einem freien, wunderschönen Rundumblick Richtung Preinerbach und Prein an der Rax, wo Bruder David aufgewachsen ist, hat uns diesmal Walter diese passende Stelle aus dem Buch „Achtsamkeit des Herzens“ vorgelesen.
Bergab wieder über satte Wiesen und Wälder ging es schweigend bis zu dem schönen Platz von Walter und Siegrid, wo wir zu Getränken und einem abschließenden Austausch von Gedanken zum Tag eingeladen wurden – DANKE für euer einladendes Haus!
Was für ein Geschenk – ein WUNDERschöner Frühlingstag inmitten von Regentagen – der Regen, ein weiteres Geschenk – Wasser für die Erde…...
Text verfasst von: Johanna
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